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Die Klosterwerke und das Lagersystem in Blankenburg während der Zeit des Nationalsozialismus

Zur Geschichte des Lagersystems in Blankenburg:

Ab 1938 begann der Bau der Talsperren des Bodewerkes, die wir heute als Rappbodetalsperre kennen. Dazu wurde bereits zu diesem Zeitpunkt ein Lager für jüdische Häftlinge angelegt, die auf den Baustellen zur Arbeit gezwungen wurden.

Im Laufe des 2. Weltkriegs wurden sehr schnell neue Lager für Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, aber auch für „normale“ Arbeiter geschaffen. So wurden zum Beispiel im Bergwerk Braunesumpf der Bergbaugesellschaft Lothringen Unterkunftsbaracken angelegt, die auch heute noch sichtbar sind. Auf dem Weinberg entstand ein Barackenlager für russische Kriegsgefangene an den damaligen Steinbrüchen. In der alten Brauerei in der Westerhäuser Straße wurden Unterkunftsräume für polnische Arbeiterinnen geschaffen, da die dort ansässige Marmeladenfabrik zur kriegswichtigen Konservenfabrik wurde. Die Harzer Werke beschäftigten etliche ausländische Arbeitskräfte und ließen dafür eigene Barackenlager auf ihrem Gelände in der Michaelsteiner Straße anlegen. Auch die Halberstadt-Blankenburger-Eisenbahn beschäftigte ausländische Arbeitskräfte und Zwangsarbeiter in ihren Werkstätten und Sägewerken.

Als 1944 beschlossen wurde, wichtige Rüstungs- und Versorgungsbetriebe in Untertageanlagen unterzubringen, blieb auch Blankenburg davon nicht verschont. Im Eichenberg begann der Wilhelm-Burchardt-Stollen, der die Harzer Werke mit dem Bergwerk Braunesumpf verband. Von dort aus wurde die Untertageanlage „Klosterwerke“ (Projekt Porphyr) aufgefahren. Zum Bau der Anlage entstanden Lager an den Lausebergen und am Hasenwinkel. Auch auf dem Kirschberg und an der Weststraße wurden Baracken errichtet. Unter dem Regenstein wurden die ODA-Werke (Projekt Turmalin) aufgefahren. Hierzu entstand ein Barackenlager in der Goldenen Aue. Dort befindet sich jetzt die Kaserne. Auch in die Teufelsmauer wurde ein Stollen getrieben (für die Magdeburger Poltewerke) und Zwangsarbeiter hierfür im Helsunger Krug untergebracht.

U-Verlagerung
1944-1945

Zu den drei Projekten der Untertageverlagerung in Blankenburg gehörten:

Industrie
1939-1945

Mehrere kriegswichtige Betriebe gab es in Blankenburg – offensichtliche, aber auch unscheinbare. Dazu gehörten:

  • die Harzer Werke
  • das Bergwerk Braunesumpf
  • die Harzer Kalkindustrie
  • die Halberstadt-Blankenburger-Eisenbahn
  • die Blankenburger Eisenbahn-Bedarfs- und Maschinenfabrik 
  • die Konservenfabrik
  • sowie die Landwirtschaft

Talsperrenbau
1938-1965
1938-1942

Ab 1938 wurde der Bau der Rappbodestaumauer, auch unter Einsatz von Zwangsarbeitern, vorangetrieben.

1942 wurde die Großbaustelle aufgegeben und nur noch kleinere Arbeiten wurden bis Kriegsende ausgeführt.

Förderhinweis

Gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt war es möglich, ein Programm zur Digitalisierung der zeitgeschichtlichen Dokumente zu erstellen, welches die noch vorhandenen Dokumente und Orte für die Zukunft sichert.

Die im Stadtarchiv vorhandenen Unterlagen werden digitalisiert und erschlossen, hierdurch soll ein Zugriff auf die Dokumente für Forschende, aber auch für Interessierte aus der Öffentlichkeit ermöglicht werden. Eine Katalogisierung der Unterlagen erfolgt derzeit und die vorhandenen Archivalien werden Stück für Stück zugänglich. Auf Grund des Umfangs kann dies nur sukzessive erfolgen und die Suchfunktion des Archivkataloges wird hier sichtbar.

Auch Dokumente aus anderen Archiven, Sammlungen und Einrichtungen werden hier – Stück für Stück – zusammengetragen und zugänglich gemacht.

Die wertvollen Archivalien werden nach Digitalisierung sachgerecht verpackt und für die Langzeitaufbewahrung im Stadtarchiv eingelagert.

Der gesamte Umfang des Lagersystems in Blankenburg ist gegenwärtig Gegenstand der Forschung. Es ist noch nicht möglich, eine abschließende Anzahl der Lager zu nennen. Auch ist die Zahl der Menschen, die hier – freiwillig oder versklavt – arbeiteten, noch nicht festzustellen. Lediglich einige Gruppen sind systematisch erfasst worden. Ebenso ist es nicht möglich, eine genaue Anzahl der Toten zu erfassen, welche durch die Arbeits- und Lebensbedingungen zu Tode kamen.

Eine beispielhafte Pionierarbeit leistet die Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel. Diese hat die zur Arbeit in Blankenburg gezwungenen Strafgefangenen aufgespürt und ihnen auf dem Tummelplatz ein Denkmal gesetzt.

Auch die Gedenkstätten Mittelbau-Dora und Buchenwald haben bereits Jahrzehnte der Forschung und Aufarbeitung bewerkstelligt.